Blutzucker und Glycogen

Blutzucker und Glycogen

Regulation von Glucose – und Glycogen im Sport

Seit vielen Jahrzehnten gehen wir in der Sportwissenschaft davon aus, dass Kohlenhydrate (KH) die vorrangige und vor allem notwendige Energiequelle für intensive und langandauernde sportliche Belastungen sind.

Rückblick:

In den 1960er Jahren wurde die Technik der Muskelbiopsy entwickelt und somit die Menge an Glykogen (Speicherform von Kohlenhydraten) im Muskel messbar. 1967 publizierten die skandinavischen Wissenschaftler Bergström und Hermansen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, die zeigten, dass mehr Glykogen in der Muskulatur sich auf die Ausdauerleistungsfähigkeit auswirkt. Sportler mit mehr Glykogen vor der Belastung konnten länger eine hohe Leistungen erbringen.
Als Folge entwickelte sich das „Carboloading“.  Je mehr Kohlenhydrate vor und während der Belastung, desto besser. Aktuell wird besonders im Radsport eine KH-Aufnahme von 120g und mehr pro Stunde empfohlen.

Eine Studie, die bereits in den 1930er Jahren veröffentlicht wurde, erlangte leider keine wissenschaftliche Beachtung. Die Skandinavier Christensen und Hansen stellten bei ihren Belastungsuntersuchungen die Bedeutung der Regulation des Blutzuckerspiegels heraus. Bei der Aufnahme von KH konnten die Probanden deutlich länger körperlich belastet werden. Allerdings veränderte sich trotz KH-Zufuhr der Energiestoffwechsel im Muskel nur unwesentlich, die KH-Oxidation in der Muskulatur veränderte (steigerte) sich nicht signifikant.
Daraus folgerten sie, dass der Glykogenverbrauch in der Muskulatur nicht durch die Aufnahme von KH bzw. Glucose verändert bzw. gesteigert wird. Den größten Effekt auf die Leistungsfähigkeit hatte nachweislich die Regulation des Blutzuckerspiegels, solange dieser aufrecht erhalten werden konnte, hatten die Probanden keine Probleme, die Leistung über mehrere Stunden durchzuhalten.

Energiestoffwechsel:

Prins et al. veröffentlichten 2023 eine Studie, die die Bedeutung der Kohlenhydrate bzgl. der Ausdauerleistungsfähigkeit in einem anderen Licht erscheinen lässt.
In einem Cross-Over-Design ernährte sich eine Gruppe von gut trainierten Läufern jeweils 4 Wochen High Carb und im Anschluss jeweils 4 Wochen Low Carb. Bei jeder Ernährungsweise wurden im Verlauf der 4 Wochen mehrere Leistungstests durchgeführt, wie z.B. VO2 max. Test, 1,5km Time Trial und eine Laufeinheit mit mehreren 800m Intervallen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Leistungsfähigkeit, nach 4 Wochen, unabhängig der Ernährungsweise, identisch war. Dies war die erste Untersuchung, die darstellen konnte, dass auch bei einer Low Carb Ernährung und reduziertem Glykogengehalt in der Muskulatur hohe Belastungsintensitäten und Leistungsfähigkeit möglich sind, die Kohlenhydrate also nicht „per se“ die entscheidende Energiequelle darstellen. Wenn wir die aufgeführten Aspekte berücksichtigen, könnten wir den Kohlenhydratstoffwechsel vor und während der sportlichen Belastung aus einer „neuen“ Sicht betrachten.

Der Kohlenhydratstoffwechsel kann in zwei unterschiedliche „Pools“ aufgeteilt werden:

  1. Der Blutzucker als „kleiner Pool“ und
  2. Die Glykogenspeicher der Muskulatur als „großer Pool“

beide Pools werden jedoch unterschiedlich und unabhängig voneinander reguliert.

Die Untersuchungen von Coyle et al. 1991 gaben weitere Hinweise für den beschriebenen Ansatz. Eine Gruppe von Radsportlern wurde bei einer 4-stündigen Dauerbelastung mit Kohlenhydraten versorgt, eine Kontrollgruppe jeweils ohne KH. Die KH-Gruppe konnte die Belastung deutlich länger aufrechterhalten als die Kontrollgruppe. In der Betrachtung des Blutzuckerspiegels der beiden Gruppen wurde deutlich, dass mit dem Abfall der Blutglucose auch die Leistung zeitgleich zurückging. Wurde die Blutglucose wieder erhöht, konnte auch die Belastung weitergeführt werden. Interessant ist jedoch die Betrachtung der Glykogenmenge vor und nach der Belastung. Unabhängig der KH-Zufuhr waren die Mengen bei beiden Gruppen identisch. Der Glykogenverbrauch wurde nicht von der KH-Versorgung während der Belastung beeinflusst. Die Analyse des Energiestoffwechsels zeigte zudem, dass das Energiedefizit aus der verringerten KH-Oxidation der Kontrollgruppe durch eine gesteigerte Fett-Oxidation fast identisch bzgl. der Energiemenge ausgeglichen wurde.

Wir können folgende Folgerung im Bezug zum Kohlenhydratstoffwechsel ziehen:

  1. Exogene KH Aufnahme (Getränke, Riegel etc). reguliert primär den „kleinen Pool“, den Blutzuckerspiegel. Dabei wird durch die Zufuhr die körpereigene (endogene) Glucoseproduktion der Leber unterstützt, mit dem Ziel, den Blutglucoselevel zu stabilisieren.
  2. Glucose aus Muskelglykogen. Die Aufnahme von KH hat keinen Einfluss auf den Glykogenverbrauch. Dies geschieht nur „indirekt“ über Insulinausschüttung, als Folge der KH-Zufuhr wird die Fett Oxidation reduziert, was in gleichem Maße wieder den Glykogenverbrauch erhöht. Der Glykogenverbrauch wird also primär über den Grad des Fettstoffwechsels gesteuert.

Die Studienergebnisse von Hawley et al. unterstreichen diese Energiestoffwechselregulation.
Bei einer Gruppe von Sportlern wurde jeweils 25g und 125g Glucose/h infundiert. Bei 125g/h wurde die Fett Oxidation deutlich reduziert, als Folge wurde das „energetische Defizit“ über Glykogenverbrauch ausgeglichen.
Welton et al. zeigten 1998 bei ihren Untersuchungen, dass auch der Muskelglykogengehalt zu Beginn der sportlichen Belastung eine entscheidende Rolle für den Energiestoffwechsel darstellt.
Sie konnten nachweisen, dass ein deutlich reduzierter Glykogengehalt zu Beginn eine erhöhte Fett Oxidation zur Folge hat. Wohingegen ein normaler Glykogenkonzentrationen eine reduzierte Fett Oxidation und gesteigerten Muskelglykogenverbrauch aufzeigte. Dieses Zusammenspiel von Glykogenkonzentration und Fettstoffwechsel wird nicht durch exogene KH-Aufnahme beeinflusst, auch nicht bei reduzierter Glykogenverfügbarkeit.

Take Home:

  • Muskelglykogen und Blutzucker-Oxidation sind während sportlicher Belastung unterschiedlich reguliert.
  • Leberglykogenverbrauch ist bei KH-Aufnahme reduziert.
  • Muskelglykogenverbrauch ist bei KH-Zufuhr gesteigert.
  • KH-Aufnahme reduziert die Fettoxidation. Das Energiedefizit (weniger Fettstoffwechsel) wird durch gesteigerten Glykogenverbrauch ausgeglichen.
  • Ein wichtiger Faktor für die Fettoxidation ist der Muskelglykogengehalt, so reguliert der Muskel seinen eigenen „Glykogenverbrauch“ über den Grad des Fettstoffwechsels.
  • KH-Zufuhr während der Belastung beeinflusst also direkt den „kleinen Glucose Pool“, um sicherzustellen, dass der Blutzuckerspiegel nicht absinkt (Hypoglykämie).
  • KH-Aufnahme beeinflusst den „großen Glucose Pool“ nur indirekt durch Verringerung der Fettoxidation und als Folge eine erhöhte Glykogenoxidation.
  • KH Vor und Während der Belastung beeinflussen die Leistungsfähigkeit nur in dem Maße, wie der Energiestoffwechsel des „kleinen Glucose Pools“ gesteigert werden kann.

 

Ötztaler Marathon

Ötztaler Marathon

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Optional 5 oder 7 Tage: ab dem 22.6.2024
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Vorbereitungscamp 2023 – Feedback:
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Die Kombination von selektiven Ausfahrten und Vorträgen zu den verschiedensten Themen haben mir sehr weitergeholfen und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Ausgabe des Vorbereitungscamps.“
 – Jens B.
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Energiestoffwechsel

Energiestoffwechsel

Basierend auf deinen Leistungswerten, zu Haue oder im Labor ermittelt, erstellen wir eine detaillierte Auswertung deiner aeroben und anaeroben Leistungskapazität.
In der komplexen Energiestoffwechselauswertung bestimmen wir dein maximales Laktat Steady State (der Intensitätsbereich bei dem das im „anaeroben“ Energiestoffwechsel produzierte Pyruvat/Laktat nicht mehr ausreichend im „aeroben“ Energiestoffwechsel verstoffwechselt werden kann), Dieser Intensitätsbereich wird auch Anaerobe Schwelle bzw. Functional Threshsold Power (FTP) genannt. Zusätzlich bestimmen wir deine maximale Laktatproduktionsrate sowie deine VO2 max. Besonderen Fokus legen wir auf die Verteilung der energieliefernden Substrate bei unterschiedlichen Belastungsintensitäten. Auf Basis dieser Daten können wir individuelle Pacing- und Ernährungsstrategien für deine Sportart und Disziplin erstellen. 

Carboptimized

Carboptimized

Eine Studie von P. Prins und T. Noakes untersuchte den Einfluss einer 6 wöchigen Low Carb vers.High Carb Ernährung auf die Laufperformance bei einem 5km Time Trial. Dabei ernährten sich jeweils eine Gruppen von 7 Läufern, im cross over Design, Low Carb bzw. High Carb.
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass
die maximale Laufleistung während eines 5km Laufes mit ca. 80 % der VO2max sich nicht zwischen einer Low Carb und High Carb Ernährung unterscheidet.
Unser innovatives Ernährungsprogramm begleitet dich auf dem Weg zu einer verbesserten Ausdauerleistungsfähigkeit durch einen optimierten Fettstoffwechsel. …we measure to manage!

Endurance

Endurance

Die Rolle und Bedeutung der Kohlenhydrate während sportlicher, und vor allem bei intensiver Belastung ist in der Sportwissenschaft seit Jahrzehnten anerkannt. Besonders in Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Triathlon gehören Pasta Partys, Energieriegel und Kohlenhydratgetränke zur normalen Verpflegung, vor und während des Trainings, sowie beim Wettkampf.  Prof. Tim Noakes hat diesen etablierten Ansatz in einer seiner jüngsten Veröffentlichungen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Dies bietet die Grundlage für die folgende Übersicht der sportwissenschaftlichen Forschung und gibt Einblicke in den komplexen Energiestoffwechsels, wie er sich bei sportlicher Belastung darstellt.

Glykogen, wie alles begann

Schauen wir zurück auf das Jahr 1967. Zu dieser Zeit wurde die Technik der Muskelbiopsie in die Medizin eingeführt. Dabei wird mittels einer Nadel eine Gewebeprobe aus der Muskulatur entnommen und analysiert. Damit war das erste Verfahren etabliert um Muskelglykogen zu bestimmen.

Bergstrom und Hultman veröffentlichten als erste Ihre Ergebnisse der Muskelbiopsie im Kontext der sportlichen Belastung. Die wichtigsten Erkenntnisse waren:

  1. Während muskulärer Arbeit verringert sicher der Muskelglykogengehalt kontinuierlich und die Leistungskapazität des Muskels reduziert sich bei entleerten Glykogenspeichern.
  2. Der Glykogengehalt von nichtbeanspruchter Muskulatur bleibt unverändert, das heißt nur in der beanspruchten Muskulatur verändert sich der Glykogenvorrat.
  3. Wenn während muskulärer Arbeit Glucose zugeführt wird, ist der Glykogenverbrauch signifikant niedriger im Vergleich zu einer Situation wo keine Glucose zugeführt wird. Das Glykogen in der Muskulatur ist jedoch das dominante Substrat für die Energiebereitstellung, auch bei gleichzeitig hohen Blutzuckerkonzentrationen.
  4. Die Glucose Produktion der Leber nimmt zum Ende einer längerer Belastungsdauer zu, jedoch in einem relativ kleinen Ausmaß im Vergleich zum gesamten Kohlenhydratverbrauch.

Im selben Jahr veröffentlichten Bergström et al. Studienergebnisse wobei Sie verschiedene Ernährungsformen und deren Einfluss auf die Ausdauerleistungsfähigkeit untersuchten. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass die Sportler mit viel Kohlenhydrate und hohen Glykogenanteil am längsten durchhielten und die Gruppe mit wenig Kohlenhydraten und geringem Glykogengehalt die Belastung deutlich früher abbrechen mussten. Die Studie von Karlsson und Saltin aus dem Jahr 1971 führte die Untersuchung bezüglich des Muskelglykogen weiter.  Bei dieser Studie wurde zwei unterschiedliche Ernährungsstrategien auf die Leistungsfähigkeit in einem 30 km Lauf untersucht. Situation A bestand aus einer kohlenhydratreichen Ernährung mit anschließendem 30 km Lauf. Situation B, 30 km Lauf mit einer normalen Ernährung. Gemessen wurde der Glykogengehalt vor und nach dem 30 km Lauf, sowie die Laufzeit der beiden Gruppen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Leistungsfähigkeit über die 30 km deutlich besser war, wenn die Sportler eine kohlenhydratreiche Ernährung und somit einen höheren Anteil an Muskelglykogen hatten. Die Schlussfolgerung: Je größer die Menge an Glykogen vor dem Start, desto besser die Leistungsfähigkeit.

Die Bedeutung der Kohlenhydrate

Aus diesen gesammelten Erfahrungen entwickelte sich ab den 1970 Jahren die Theorie, dass wenn der Glykogengehalt in der Muskulatur drastisch sinkt, kann die ATP (Adenosin Triphosphat) Produktion nicht aufrechterhalten werden. Als Folge verarmt der Muskel an Energie, was eine Leistungsminderung oder einen Leistungsabbruch zur Folge hat. Dieser Anaplerotische Ansatz unterstützt die Annahme das Kohlenhydrate der dominante und effizienteste Energielieferant bei langen und/oder intensiven Belastung für den Energiestoffwechsel sind. Als Konsequenz wurde daraufhin allen Sportlern eine kohlenhydratreiche Ernährung im Training und insbesondere vor Wettkämpfen zur Leistungsoptimierung empfohlen. Hargreaves et. al. veröffentlichten 2020 Studienergebnisse die den Ansatz, dass Kohlenhydrate die vorrangige Form der Energiebereitstellung und ATP Produktion sind, unterstützten. Demzufolge hat Fettstoffwechsel neben den Kohlenhydraten nur eine unterstützende Rolle bei der ATP Produktion und dies vorrangig bei einer Belastungsintensität von ca. 60% der VO2 max. Die Annahme das eine Verringerung bzw. Reduzierung der körpereigenen Kohlenhydratspeicher der wesentliche und limitierende Faktor in der Ausdauerleistungsfähigkeit ist konnte bis dato jedoch nicht nachgewiesen werden. Es ist in erster Linie eine Assoziierung und keine Ursache bezüglich des Zusammenhangs von Kohlenhydraten – Glykogen – Leistungsfähigkeit. Um diese Ursache zu beweisen müsste man bei Sportlern mit einer Glykogenverarmung diese Speicher wieder unmittelbar auffüllen um dann die darauffolgende Leistungsveränderung nachzuweisen. Dieser Ansatz wurde jedoch bisher noch nicht umgesetzt bzw. kann praktisch nicht umgesetzt werden. Conlee et al. nimmt in seiner Theorie an, dass in glykogenarmen Muskeln die Menge an ATP schneller verbrauchen, als es gebildet werden kann, und daher die Leistung reduziert wird.  Bei einer langanhaltenden intensiven Belastung sinkt im Verlauf der Muskelglykogengehalt und als Kompensation werden alternative Substrate wie Fettsäuren, Glucose, Ketone, Lactat zur Energiebereitstellung herangezogen. Wenn diese jedoch Ihre maximale Oxidationskapazität erreicht haben, müsste laut Theorie, der Muskel ein ATP Defizit erreichen. Als Folge würde ein Rigor eintreten, was jedoch bei sportlicher Belastung so gut wie nie eintritt. Eine andere Sichtweise zu dieser Theorie könnte folgendermaßen aussehen: Um einen zu erwartenden Rigor zu vermeiden reguliert (verringert) das Gehirn bei einer Reduzierung des Muskelglykogengehaltes die Rekrutierung der motorischen Einheiten in der beanspruchten Muskulatur. Durch vielfältige Feedforward-Feedback Systeme wird somit „vorrausschauend“ die Homöostase des Körpers aufrechterhalten. Dieser Ansatz berücksichtigt die Komplexität des menschlichen Gehirns als Steuerungszentrale des menschlichen Körpers sowie auch das homöostatische Modell der Leistungssteuerung bei sportlicher Belastung.

Das Central Govenor Modell

Das Central Governor Model geht davon aus, dass das Gehirn alle Vorgänge steuert und somit auch die Belastungsintensität reguliert, indem es die Anzahl der motorischen Einheiten, die in der belasteten Muskulatur rekrutiert werden, kontinuierlich modifiziert und anpasst. Dies geschieht als Reaktion auf bewusste und unbewusste Faktoren. Das Ziel dieser Regulation ist es, sicherzustellen, dass der Sportler mit einer Leistungsreserve operiert und somit ein katastrophales Versagen der Homöostase vermieden wird. Diese Ergebnisse widerlegen das bei einer erschöpfenden Belastung der ATP Gehalt der Muskulatur drastisch absinkt und somit der ausschlaggebende Grund für einen Leistungsabfall oder sogar Leistungsabbruch ist. Eine Studie die eine kohlenhydratreduzierte Ernährung eher aus einer kritischen Perspektive betrachtet hat Stellingwerff et al. veröffentlicht. In der Studie wurden Radsportler und Triathleten auf dem Radergometer belastet um die Auswirkungen einer kohlenhydratreduzierten Ernährung (Fettadaption) auf die Kapazität der Pyruvat Dehydrogenase sowie Glykogenolyse zu untersuchen. Bei der genaueren Betrachtung der Ergebnisse der Studie wird jedoch die homöostatische Regulation und Anpassung deutlich. Es wurde angenommen, dass die Ausdauerleistungsfähigkeit bei einer verringerten Kapazität dieser beiden Parameter, deutlich reduziert ist, insbesondere als Folge einer kohlenhydratreduzierten Ernährung. Das Untersuchungsprotokoll sah eine längere Belastungsintensitäten von 70 % der VO2 max. vor, mit einem abschließenden 1-minütigen Schlusssprint. Verglichen wurden Sportler mit einer kohlenhydratreduzierten Ernährung (Fettadaptiert) im Vergleich zu einer kohlenhydratadaptierten Gruppe. Die Ergebnisse zeigten eine reduzierte Kapazität der Pyruvat Dehydrogenase sowie in der Glykogenolyse Kapazität in der fettadaptierten Gruppe. Jedoch war die Glykogenolyse Kapazität im abschließenden Sprint genauso Steigerungsfähig (prozentual), wie in der Vergleichsgruppe. Was jedoch besonders erstaunlich war, dass die KH reduzierte Gruppe die gleichen Leistungswerte erreichte wie die Kohlenhydratgruppe. Als Schlussfolgerung lässt sich daraus ableiten, dass die reduzierte Energie aus der Glykogenolyse durch einen gesteigerten Fettstoffwechsel ausgeglichen werden kann, ohne dass eine Leistungsminderung deutlich wird. Dies kann als Hinweis betrachtet werden, dass fettadaptierte Sportler nicht über einen verminderten Energiestoffwechsel und somit reduzierte Leistungsfähigkeit verfügen. Im Gegenteil, dies ist ein Indiz für eine effektive homöostatischen Regulation des Energiestoffwechsels. Wie eine homöostatische Regulation in der Praxis aussieht verdeutlichte Kay et al. Die Arbeitsgruppe konnten in dieser Studie nachgewiesen werden, dass bei einer langandauernden Belastung mit intermittierenden Sprints die Leistung kontinuierlich abnahm, jedoch beim abschließenden Schlusssprint wieder anstieg. Interessant war das Verhältnis von Poweroutput und Muskelfaserrekrutierung. Die EMG Aktivität nahm in den gleichen Maßen ab, wie der Poweroutput in den intermittierenden Sprints, stieg aber im Vergleich im Schlussspurt genauso wieder an. Dies ist ein Indiz, das die Rekrutierung der Muskelfaser durch das Gehirn die Leistungsabgabe steuert und nicht der Glykogengehalt oder ATP Gehalt der Muskulatur.

Die Rolle des Blutzuckerspiegels

Seit den 1930 Jahren ist es bekannt das eine belastungsinduzierte Hypoglykämie zu einem Belastungsabbruch führt. Diese Tatsache verlor allerdings Beachtung nach der Einführung der Muskelbiopsie und der daraus folgenden Glykogenbestimmung. Erste Studien dazu gab es bereits 1924 und 1925 beim Boston Marathon. Levine et al. untersuchte dabei Vor und Nach dem Marathon den Blutzuckerwert. Mit dem einzigen Unterschied das die Läufer 1925 während des Laufes Süßigkeiten (Bonbons) zu sich nahmen. Dies wird auch von Beobachtungen von MG. Eggleton 1936 im Buch Muscular Exercise unterstützt: „Wenn die Langstreckenläufer bis zur Erschöpfung gelaufen sind können wir feststellen das der Blutzuckerspiegel ungewöhnlich niedrig ist. Wenn die Aufnahme von Zucker während des Laufes möglich ist, können neue Rekorde erzielt werden. Christensen et al. zeigten in Ihrer Versuchsreihe 1938 das Blutzuckerwerte bei einer erschöpfenden körperlichen Belastung deutlich erniedrigt sind. Zum einen im Vergleich bei einer reduzierten- versus kohlenhydratreichen Ernährungssituation sowie bezüglich der positiven Auswirkungen auf die maximal mögliche Belastungsdauer, wenn während der Untersuchung Zucker zugeführt wurde. 1977 präsentierte J. Warren  seine Ergebnisse seiner Versuchsreihe, welche zeigten, dass während einer andauernden Belastung der Blutzuckerwert zu Beginn recht stabil war, jedoch überstiegt mit zunehmender Belastungsdauer die Glucoseaufnahme der Muskulatur die Kapazität der Blutzuckerproduktionsrate der Leber. Als Konsequenz viel der Blutzuckerspiegel im weiteren Verlauf kontinuierlich ab. Warren nahm an, dass bei einer andauernden Belastung Müdigkeit und Leistungseinbruch in Verbindung stehen mit einer Erschöpfung der Leberglykogenspeicher und einer damit verbundenen belastungsinduzierten Hypoglykämie. Einen Hinweis, dass der Blutzuckerspiegel ein wichtiger Faktor in der Aufrechterhaltung der Leistung ist, konnte Coggan et al. in seiner Untersuchung nachweisen. Dabei bekamen die Probanden nach einer 120 min Ausdauerbelastung Glucose zugeführt. Die Sportler mit Glucose konnten die Belastung weiter auf einem hohen Niveau aufrechterhalten. Die Kontrollgruppe (Placebo) mussten die Belastung abbrechen. Die Untersuchung konnte nachweisen, dass eine Glucosezufuhr auch zu einem späten Zeitpunkt in der Belastung ausreichend ist um einen signifikanten Abfall des Blutzuckers und somit der Leistungsfähigkeit zu verhindern. Ein weiteres Indiz bezüglich der Bedeutung des Blutzuckerspiegels konnte in einer Studie von 1983 dargestellt werden. Coyle et al. untersuchte dabei nicht nur den Blutzuckerwert bei einer langen Ausdauerbelastung bis zur Erschöpfung, sondern auch das Maß an Kohlenhydratstoffwechsel und gleichzeitig die Menge des Muskelglykogen jeweils unter Glucosezufuhr und bei einer Kontrollgruppe ohne Glucose. Die Kontrollgruppe erschöpfte deutlich früher als die Glucosegruppe. Der Blutzuckerspiegel sank dabei deutlich früher ab, ebenso das Maß der verstoffwechselten Kohlenhydrate. Jedoch war die Menge an Muskelglykogen, über die gesamte Belastungszeit, in beiden untersuchten Gruppen gleich

Auch Mitchell et al. betrachtete die Leistungsfähigkeit bei einer 2h intensive Ausdauerbelastung, mit unterschiedlichen Mengen an aufgenommener Glucose während der Belastung. Die Arbeitsgruppe kam zu folgender Schlussfolgerung: Die Einnahme von Kohlenhydraten während der Belastung verbessert die Leistungsfähigkeit. Der erhöhte Blutzuckerspiegel und das gleichzeitige Defizit in der Einsparung des Glykogenverbrauches deuten darauf hin, dass die Leistungsfähigkeit das Ergebnis der Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels sein könnte. Da der Mensch ungefähr 5 Gramm Zucker im gesamten Blutkreislauf hat, bedarf es keiner großen Menge an Kohlenhydraten bzw. Zucker um diesen Wert zu regulieren. In den letzten Jahrzehnten wurde diese Frage ausgiebig diskutiert, und die überwiegende Meinung in der Sportwissenschaft stützt die Vorstellung, dass die Einnahme von Kohlenhydraten die Ermüdung bei langen, intensiven Ausdauerbelastungen verzögert. Diese Schlussfolgerung erfordert aber die Hypothese, dass die Kohlenhydratoxidation für die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit unerlässlich ist. Bis heute gibt es keine valide zelluläre Erklärung für eine obligatorische Kohlenhydratoxidation.

Der Kopf spielt eine Rolle

Neue Erkenntnisse über dem Zusammenhang des Gehirnstoffwechsels und der Blutzuckerabhängigen Leistungsentwicklung konnte Nybo et.al aus Kopenhagen darstellen. Die Forscher untersuchten in verschiedenen Studien den Zusammenhang von Gehrinstoffwechsel und Glucoseaunahme. Dabei wurde besonders der Glucosestoffwechsels des Gehirns gemessen. Sie konnten folgende Zusammenhänge darstellen: Wenn die Glucoseaufnahme des Gehirns abfällt, aufgrund sinkender Blutzuckerwerte, nimmt die Rate der wahrgenommenen Erschöpfung unmittelbar zu. Zugleichen Zeitpunkt konnten die Wissenschaftler auch eine Reduzierung der Sauerstoffaufnahme des Gehirns feststellen. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, das Gehirn seine Leistung signifikant verringert. Dies erklärt auch den Zustand, dass die „freiwillige Aktivierung“ von Muskelfasern unter Hypoglykämie deutlich reduziert ist. Wenn wir die aufgezeigten Ergebnisse anschauen können wir unter der Annahme des Central Govenor Modell folgendes festhalten: Der Motor Cortex des Gehirns steuert den Grad der Rekrutierung motorischer Einheiten womit die Größe des Glucoseverbrauchs unter sportlicher Belastung reguliert wird. Die Blutzuckerkonzentration steigt während sportlicher Belastung an und wird im Gegensatz zum Muskelglykogenverbrauch nicht durch die Größe der Kohlenhydratspeicher vor der Belastung oder durch die Insulinkonzentration während der Belastung beeinflusst. Daraus lässt sich ableiten, dass Blutzuckerkonzentration während der Belastung einer anderen Regulation als die der Kohlenhydratoxidation des gesamten Körpers unterliegt.  Dies ist physiologisch zu erklären, da die Blutzuckeroxidation eine obligatorische Rolle für die Gehirnfunktion spielt.
Die Kohlenhydratoxidation während sportlicher Belastung hat somit eine wichtige Funktion. Aber in Form der Erhaltung der Gehirnfunktion und nicht nur in der muskulären Leistungsfähigkeit. Der Frage ob es Hinweise dafür gibt, das eine Erhöhung des Leberglykogengehalts unabhängig vom Muskelglykogengehalt die Leistungsfähigkeit verbessern kann widmete sich Lopez et al. in seiner Studie von 2021. Dabei wurde eine besondere Spezies von Mäusen mit einem sehr hohen Anteil an Leberglykogen, mit unveränderten Muskelglykogenspeicher Anteil untersucht. Die Mäuse mussten dazu eine Ausdauerbelastungen absolvieren und die Ergebnisse wurden mit einer Kontrollgruppe „normaler Mäuse“ verglichen. Sowohl im nüchternen als auch gefütterten Status konnten die „Spezialmäuse“ den Blutzuckerspiegel länger in einem stabilen Bereich kontrollieren und die Ausdauerbelastung deutlich länger durchhalten. Im Belastungsverlauf war der Leberglykogengehalt um ein Vielfaches höher als im Vergleich zur Kontrollgruppe, insbesondere unter der nüchternen Situation. Interessanterweise ergab sich kein Unterschied im Muskelglykogengehalt zwischen beiden Gruppen während der Belastung, nüchtern und gefüttert. Auch der Leber ATP Gehalt war bei den Spezialmäusen deutlich stabiler im Belastungsverlauf als im Vergleich zur Kontrollgruppe, wo der ATP Gehalt der Leber während der Belastung kontinuierlich niedriger wurde. Der Muskel ATP Gehalt war im Belastungsprotokoll bei beiden Gruppen unter beiden Ernährungssituationen gleich.
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, das hepatische Glykogen ein Schlüsselregulator der Ausdauerkapazität bei Mäusen sein kann. Eine Auswirkung die durch das aufrechterhalten des Blutzuckerspiegels begründet werden kann. Beim Menschen scheint die vorteilhafte Rolle der Glucoseaufnahme während längerer sportlicher Belastung weitegehend mit der Aufrechterhaltung einer angemessenen Menge an Glucose für das Gehirn zusammenzuhängen. Weitere Forschung und Untersuchungen sind auf diesem Gebiet notwendig um mehr Informationen über diese komplexen Stoffwechselprozesse und insbesondere der Bedeutung des Leberglykogenstoffwechsel zu gewinnen.